Was macht der Lockdown mit dir?

Schon fast ein Jahr lang befinden wir uns in einem Lockdown, welcher je nach der Infektionslage unterschiedlich stark ausgeprägt war/ist. Die meisten kennen die Gründe, warum der Lockdown nötig ist.

Dennoch frage ich mich, warum wirkt sich dieser nicht positiv auf die Neuinfektionen aus? Es ist einfach ernüchtern. Am Dienstag treffen sich die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsident:innen wieder, um über neue Maßnahmen, und vor allem schärfere, zu beraten. Einerseits soll darüber gesprochen werden, inwieweit Unternehmen mehr in die Pflicht genommen werden können, um die Möglichkeit des mobilen Arbeitens und Homeoffice zu ermöglichen. Das ist auch dringend notwendig, da es immer noch Unternehmen gibt, die das nicht ermöglichen (wollen). Anderseits werden wahrscheinlich noch Maßnahmen besprochen, die die Verbreitung der Mutation des Virus’ eindämmen soll. Vor dem Hintergrund der Zahlen und Fakten des Robert-Koch-Instituts ist es auch wichtig, dass sich die Lage auf den Intensivstationen und Krematorien nicht noch drastischer wird (1,2). Doch langsam setzt bei mir auch ein Gefühl ein, dass mir im Inneren sagt: „Du musst raus, Kontakte haben und good vibes erleben.“. Es setzt eine Resignation ein, welche zur falschen Zeit aufkommt, denn genau jetzt ist es wichtig durchzuhalten und Kontakte niedrig zu halten.


Ja, es gibt viele bewusste Regelbrecher:innen, die einfach egoistisch sind oder Corona leugnen bzw. verharmlosen. Ich glaube auch, dass es viele Menschen gibt, die einfach aus Gründen der eigenen Gesundheit, vor allem der psychischen, bspw. nicht den empfohlen 15-Kilometer-Radius einhalten, um etwas Neues zu sehen und wahrzunehmen. Das ist auch menschlich. Es ist schmaler Grad, wann es purer Egoismus ist und wann nicht. Am meisten leiden Kinder und junge Menschen unter dieser Situation. Diese brauchen die direkte face to face Kommunikation. Ich frage mich echt, wie unsere Gesellschaft nach Corona aussehen wird und inwieweit die jüngeren Generationen weniger solidarisch, emphatisch und kommunikativ sein werden (3).

Letztens kam der Vorschlag auf, dass die Wirtschaft komplett heruntergefahren werden sollte, bis auf die systemrelevanten Wirtschaftszweige. Ja, es wäre konsequent hinsichtlich des Ziels, welches ein Lockdown bezwecken möchte. Aber ich glaube, wenn den Menschen noch ihre einzig verbliebene Abwechslung und auch sinnbringende Arbeit genommen würde, wären die etwaigen Folgen für das eigene Wohlbefinden und das der Gesellschaft echt gravierend. Daher sehe ich diesen Vorstoß kritisch, weil ich glaube, dass das tiefe Spuren hinterlassen würde, mit denen wir Jahrzehnte zu kämpfen hätten.

Ein paar interessante Artikel dazu:

(1) https://www.spiegel.de/politik/deutschland/coronavirus-angela-merkel-laesst-schaerfere-corona-massnahmen-pruefen-a-f98c251e-58a8-4050-924d-1148cddfda9a

(2) https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/rki-zum-coronavirus-die-intensivmedizinsiche-versorgung-war-noch-nie-so-ausgelastet-a-a6384bd0-50ba-447b-ba9b-757062e1a87b

(3) https://www.deutschlandfunkkultur.de/coronakrise-jugendliche-muessen-jugendliche-treffen-koennen.976.de.html?dram:article_id=486599
https://www.rnd.de/gesundheit/studie-zeigt-so-wirkt-sich-die-corona-krise-weltweit-auf-die-psyche-aus-6BYVTSWAH5DPVDQKRD5P6DAOSE.html